Freitag, 16. November 2018
Here we go again...
Nun zum „brain f*ck“, der mich seit einiger Zeit beschäftigt. Er trägt den Namen meiner Schwester. Sie ist 8 J. älter als ich und eine wahre Hysterikerin. Als ich klein war, verbrachten wir viel Zeit zu zweit zu Hause, und diese Zeit war alles andere als idyllisch. Sie hat mich gemobbt, beim Streiten geschlagen und generell der Grund gewesen, warum ich mir tatsächlich überlegt habe, aus dem Fenster im 9. Stockwerk zu springen. Sie war wohl eifersüchtig, da ich v.a. als Kleinkind ständig krank war und Aufmerksamkeit meiner Mutter brauchte; da ich meinen Eltern charakterlich näher bin als sie, hatten sie bei Streitigkeiten häufiger Partei für mich ergriffen. Ich bin vermutlich nicht immer im Recht gewesen und will mich nicht engelhaft darstellen, allerdings ist es mein Blog, daher vertrete ich hier meine Sichtweise. Wozu braucht man denn sonst einen Blog? Na also… :D Auf jeden Fall hat die Tatsache, dass sie nicht mit nach Deutschland umgezogen ist, den von mir nicht erwünschten Umzug mir viel „schmackhafter“ gemacht. Seitdem begrenzt sich unser Kontakt auf drei rein formale SMS pro Jahr bezogen auf übliche feierliche Anlässe. (Dieses Jahr hat meine Schwester z.B. meinen Geburtstag vergessen, was mir übrigens ein paar Tage später erst aufgefallen ist.)
Jahre gingen ins Land, und jetzt schreiben wir das Jahr 2018.
Meine Schwester (erfolgreiche Übersetzerin/Assistentin des Vorstandes, Alleinverdienerin), ihr Ehemann (halbalphabetisierter Arbeitsloser) und ihre gemeinsame Tochter (1 J. alt, nie gesehen) wollen über Weihnachten meine Eltern besuchen. Meine Eltern wohnen am anderen Ende der Bundesrepublik in einer winzigen Zweizimmerwohnung, also freue ich mich, eben nicht zu ihnen zu fahren und A. und mir den Fahrstress nicht antun zu müssen. Für uns wäre ja kein Platz, also alles gut. Ah ne, sie kommen doch im Sommer! Ne, Stopp, sie wollen doch über Weihnachten kommen. (Wie oft das noch gehen mag, egal – mein gut strukturiertes rationales Gehirn dampft schon ab der zweiten falschen Ansage.) Jetzt fragt meine Schwester meine Mutter (!), was sie mir mitbringen möchte, ob ich irgendeinen Wunsch habe etc. Natürlich fragt sie nicht mich, obwohl wir dieselbe Sprache beherrschen und sie alle meine Kontaktdaten hat, sondern meine Mutter, um ihr (!) zu zeigen, was für eine tolle große Schwester sie ist.
Nun etwas konkreter zum brain f*ck und dazu, wie ich versuche, mich zu beruhigen:
1. Die Unterhändlerdiplomatie via meiner Mutter ist dazu da, meine Schwester als fürsorglich darzustellen, und leider funktioniert es. Meine Mutter ist tatsächlich der Meinung, ich wäre meiner Schwester nicht egal. Was kümmert mich das? Na ja, wie wahrscheinlich jeder Mensch wünsche ich mir, dass alle anderen Leute in solchen emotionalen Sachen mir Recht geben. -> Das wird nicht passieren, denn meine Mutter liebt verständlicherweise ihr ältestes Kind. Möglicherweise ist es eine Schutzreaktion meiner Mutter: Jede Mutter wünscht sich ja fürsorgliche, „nette“ Kinder. Ich muss akzeptieren, dass meine Sichtweise von keinem sonst vertreten wird und dass es hier nicht darum geht, „im Recht“ zu sein.
2. Die Fragen von Freunden/A.s Familie etc., ob es nicht schön wäre, „die kleine Nichte“ persönlich kennenzulernen. V.a. in der Weihnachtszeit wäre es doch so schön, wenn die ganze Familie beisammen wäre und keine Ahnung was für sentimentaler Kram. Wenn ich sage, dass ich nie eine enge Beziehung zu meiner Schwester hatte und nicht mal ein Foto von meiner Nichte habe, gucken alle verdutzt aus der Wäsche. Was kümmert mich das? Zum einen hat das Kind in der Tat nichts verbrochen und ich sollte ihm gegenüber unvoreingenommen sein. Dass ich seine Eltern aber nicht komplett ausblenden kann, lässt Schuldgefühle in mir hochsteigen. Zum anderen wirkt es nach Außen so, als ob ich eine schlechte Tante (= ein gefühlskalter, ignoranter Mensch) wäre. -> Einfach darauf pfeifen, was andere von mir denken/sagen. Meine Nichte kennt keine Tanten/Onkel und weiß daher gar nicht, was ihr entgehen könnte. Daher sind meine Schuldgefühle ihr gegenüber absolut schwachsinnig. Sollte ich sie irgendwann kennenlernen, dann werde ich sie selbstverständlich freundlich behandeln. Unbeteiligte, die mich deshalb für ein Monster halten, waren möglicherweise nie in einer ähnlichen Situation wie ich, also können sie es eh nicht verstehen. „Lass die Leute reden und hör ihnen nicht zu“. :D
3. Durch die Nachfragen (s. Punkt 2) werde ich stets an die hässlichen Szenen mit meiner Schwester in der Hauptrolle aus meiner Kindheit erinnert. Was kümmert mich das? Es gab viele emotionale Verletzungen, und je intensiver man darüber nachdenkt, desto schmerzvoller werden sie. -> Die gute Nachricht ist: Meine Kindheit ist vorbei. Die Vergangenheit muss man sterben lassen. Ich bin selbständig, in keinster Weise auf den Kontakt mit meiner Schwester angewiesen und brauche daher diese Hirngespinste nicht.
Ich bin erwachsen. Ich muss inzwischen die notwendige Reife besitzen, um über den Kindergartenkram hinwegzusehen und meinen Kopf davon zu befreien.

P.S.: Seit ich es am Di runtergeschrieben habe, fühle ich mich befreit davon. Ich denke, Schreiben ist eine geeignete Therapieform für mich.



Woche vom 4.11. bis zum 11.11.
Diese Woche war für meine Verhältnisse sehr abwechslungsreich:

So: Essen gehen mit der Mutter und dem Bruder von meinem Freund, A. Ich komme mit denen gut klar, aber man merkt, dass sie sich nicht besonders nah stehen. Die Mutter von A. hat mit ein paar Fragen, die sicherlich nicht böse gemeint waren, wieder „brain f*ck“ bei mir ausgelöst, den ich aber innerhalb von einer Stunde unter Kontrolle gebracht habe. Darauf bin ich tatsächlich ein bisschen stolz, denn früher hätte es mich eher einen Tag gekostet.

Mi: A. und ich waren mit einem befreundeten Pärchen für einen Theaterbesuch verabredet. Zum ersten Mal in meinem Leben wurde aber das Stück direkt am selben Abend krankheitsbedingt abgesagt bzw. durch ein anderes ersetzt. Und als ob nicht unangenehm genug wäre, kannten sowohl A. als auch ich dieses Ersatzstück bereits! Uns zuliebe musste das zweite Pärchen auch darauf verzichten, ins Theater zu gehen, sodass wir alle zusammen in eine Cocktailbar gefahren sind. T. war nach dem Rückschlag mit dem Theaterstück so la-la drauf, ich persönlich mag keine Cocktailbars, d.h. der Abend war nur halb so unterhaltsam wie ich es mir erhofft habe. Aber es war trotzdem schön, sie mal wieder zu sehen.

Sa: Pärchenfotoshooting mit A., das Ergebnis ist richtig Bombe und mir hat auch der Prozess viel Spaß gemacht.

So: Brunch mit meinen ehemaligen Unifreunden. S. hatte vor kurzem Geburtstag und, da sie in Psychologie promoviert, habe ich ihr als kleines Geschenk ein „Notfallhirn“ aus Schokolade geschenkt. Alle waren begeistert und haben wieder mit den Grundlagen der Neuroanatomie angefangen. Unglaublich, dass ich seit fast drei Jahren frei davon bin.

Alles in allem ging es mir gut. Ein Grund dafür ist sicherlich meine innere Arbeit an meiner Wahrnehmung, ein anderer Grund liegt vermutlich in der regelmäßigen Johanniskrauteinnahme. :D Pharmazie sei Dank, dass es so was ohne Rezept gibt.



Darf ich vorstellen?
Ich bin introvertiert und mag kein Small Talks, daher komme ich direkt auf das wichtige zu sprechen:
Wer bin ich? Auf drei Worte reduziert: Ich bin ein Arbeits-, Kuschel- und Lesetier. :D Ausführlicher: Ich bin weiblich, 28 J. alt, habe die erste Hälfte meines Lebens in einem anderen Land verbracht und dann nach Deutschland umgezogen, was bis jetzt wohl den wichtigste „Knacks“ in meiner Biographie darstellt. Ich bin gut integriert, prahle aber weder mit Exotik noch mit “Angepasstsein“, sehe mich als beiden „Welten“ zugehörig und hoffe, dass es so bleibt. Aktuell bewerbe ich mich um die deutsche Staatsangehörigkeit.
Ich bin verlobt und führe eine wunderbare Beziehung zu dem Mann, den ich über alles liebe, für vieles bewundere und für alles andere trolle. Hier werde ich ihn „mein Freund“ oder „A.“ nennen, weil „Verlobter“ viel zu offiziell klingt. :D
Was mache ich beruflich? Ich promoviere seit 2,5 J. an einer Massenuni in NRW und meine Finanzierung läuft im März aus. Ich bin also an dem Punkt angekommen, komplett von mir selbst, der heiligen Wissenschaft und natürlich der Uni als Institution enttäuscht zu sein. Diejenigen, die eine ähnliche Erfahrung gemacht haben, kennen wahrscheinlich das Gefühl und werden nicht überrascht sein, wenn ich hinzufüge, dass mein Erstgutachter (vom Doktorvater oder Erstbetreuer kann an der Stelle keine Rede sein) ein inkompetenter Sadist ist. In einem halben Jahr muss ich meine Dissertation abgeben und möchte direkt in die freie Wirtschaft wechseln (HR/Personal).
Was ist das Problem? Objektiv gesehen habe ich ein glückliches Leben. Antizipieren Sie schon ein „Aber“? Richtig so. Das „Aber“ würde man in einer bestimmten und von mir sehr geliebten Community als „brain f*ck“ bezeichnen. Ein Begriff, der nicht ganz salonfähig ist, aber dafür sehr zutreffend. D.h. übersetzt: Aufgrund meines in letzter Zeit gesunkenen Selbstwertes denke ich so lange und so destruktiv über Probleme, die noch kommen können, nach, dass ich mir selbst jegliche Lebensfreude raube.
Da Arbeit immer schon einen extremen Stellenwert für mich hatte und ich bis vor kurzem recht erfolgreich war, treffen mich die Promotionsschwierigkeiten und die aktuelle Stellensuche mit nicht so rosigen Aussichten besonders hart. Die Symptome gehen dabei stark Richtung Burn-Out/Depression (Traurigkeit, Heulkrämpfe wg Nichtigkeiten, Appetitlosigkeit, lange Einschlafzeiten, Alpträume…), sind jedoch noch nicht so stark ausgeprägt, dass ich tatsächlich in die Therapie müsste. Ich habe das Problem erkannt und möchte mich nun selbst aufbauen.
Was sind meine Ziele/Erwartungen bezogen auf den Blog? Top wäre, wenn einer mir eine Einstiegsstelle anbieten könnte… Ne, war ein Spaß. In erster Linie möchte ich mir meine Ängste und Sorgen von der Seele schreiben, meine destruktiven Gedanken aufschreiben und durch positiveren ersetzen. Ich werde versuchen, über mein Leben mit seinen Tiefen und Höhen zu berichten und dabei den Fokus auf die Selbstentwicklung zu legen.
Außerdem wäre es schön, hier interessante Menschen kennenzulernen, ab und zu Zuspruch oder auch negatives Feedback von ihnen zu erhalten und somit sich weiter zu entwickeln.