Sonntag, 2. Dezember 2018
Woche vom 26.12. bis zum 2.12.
Eine absolut verrückte Woche.

Am Mo hat unsere SHK meinem Coautor und mir eine Mail im unangemessen aggressiven Ton geschrieben und setzte dabei einen unserer Koordinatoren ins Cc. Die Mail klingt nämlich so als ob sie eine sehr verärgerte CEO wäre und wir ihre dümmsten Praktikanten, die gestern nackt vor ihrem wichtigsten Kunden unaufgefordert auf dem Tisch getanzt hätten. Auch wenn ich den objektiven Grund für ihren Ärger nachvollziehen kann, bezog er sich eher auf die Handlungen meines Coautors (wie sie selbst einräumte). Abgesehen davon tue ich mich sehr schwer damit, Zickenkrieggehabe zu respektieren. Vermutlich wollte sie mit dem Setzen des Koordinators ins Cc uns das Leben schwer machen, aber sie schoss sich vielmehr selbst ins Knie. Er will nämlich wg ihres Tons ein disziplinarisches Gespräch mit ihr führen. Viiiel Spaß damit, ich hatte auf jeden Fall besseres zu tun.

Ich schlug mich nämlich mit dem Journaleditor rum. Er hat mir zwar die Gutachten für mein erstes Paper zugeschickt, aber nicht die ausführlich kommentierte Fassung, auf die einer der Reviewer verwies. Ich habe 3 (!) Wochen gebraucht, bis ich aus ihm rauskitzeln konnte, dass der Reviewer keine kommentierte Fassung zur Verfügung gestellt hat. Warum man es mir nicht direkt sagen konnte, bleibt für mich wohl für immer ein Geheimnis.
Generell scheint die Frage über die Veröffentlichung positiv entschieden zu sein. Ich bin allerdings recht ambivalent. Einerseits freue ich mich, dass ich das Paper untergebracht habe. Es ist meine allererste Studie und mein Erstgutachter hat keine Ahnung von der Methode und dem Inhalt, er hat sich da also komplett raus gehalten. Ich bin die Einzige unter allen mir bekannten Doktorand*Innen, die vom sog. Doktorvater so dermaßen sitzen gelassen wurde und dabei weder das Tuch geschmissen hat noch in der Psychiatrie gelandet ist. Eigentlich sollte ich stolz auf meine Leistung sein, v.a. weil ich mir recht sicher bin, dass das Paper allein dank seiner sauberen Methode und des aktuellen Themas ziemlich bald viel zitiert wird. Aaaber andererseits bin ich etwas traurig, dass ich es nur in so einem "Müll und Abfall" Journal platzieren konnte. Während viele Kollegen mit der Unterstützung von namhaften Junior Profs ihre Paper bei sehr hochrangigen Journals einreichen. Und dabei nicht mal die Hälfte der statistischen Analysen selbst rechnen oder verstehen. Ich finde es schade, dass ich keine qualitativ hochwertige Betreuung habe und entsprechend meine Papers nicht so hoch einreiche, aber ändern kann ich es nicht mehr. Daher werde ich einfach keinem über die Veröffentlichung erzählen, denn so richtig stolz bin ich darauf nicht. Ich bin dazu verpflichtet, die Papers auf der Uni-Homepage aufzulisten, sodass Stalker das eh erfahren werden. :D

Außerdem ließ ich nach meiner Einbürgerung meinen Vornamen an die deutsche Sprachnorm anpassen. Es war keine einfache Entscheidung für mich und es fühlt sich natürlich etwas ungewohnt an. Aber es hat zwei entscheidende Vorteile: 1. Die Autokorrektur wird meinen Namen korrekt schreiben und 2. Es fängt nicht jeder, der den Namen hört, damit an, nach meiner Biographie zu fragen.
Wenn ich A. heiraten werde und ich seinen Nachnamen annehmen sollte, wird mich formal gesehen nichts mehr mit der Person verbinden, als die ich mal geboren wurde.

Ich wurde zu ein paar Vorstellungsgesprächen eingeladen, aber etwas richtig Cooles war leider nicht dabei. Noch ein Gespräch findet am Di statt, man konnte dem Recruiter seine Begeisterung von meinem Lebenslauf anhören. Ob die Begeisterung auch eine monetäre Form annehmen könnte, ist unklar.

Heute ist A. auf einer großen Party mit 1.000 Leuten. Er war etwas traurig, dass ich nicht mitgekommen bin, aber ich HASSE Parties. Ich finde noch irgendwie Anschluss, wenn ich jmd kenne oder wenn ich alleine bin und mich unabhängig hin- und hergehen kann. Aber wenn A. auf einer Party an mir klebt, fühle ich mich nicht wohl. Befangen. Beobachtet. Zusätzlich mag ich es nicht, wenn er viel trinkt. Er hat sicherlich kein Alkoholproblem, aber das ist einfach sehr schnell sehr nervig, wenn alle anderen Gäste inkl. A. angeheitert sind und man selbst nüchtern.
Er hat mein volles Vertrauen und ich freue mich, dass er heute Spaß hat. Ich hatte auf jeden Fall heute einen richtig entspannten Abend gemacht: Zum ersten mal seit vielen Jahren saß ich in einer vollen Badewanne, davor ca. 40 min Sport, danach ein Kakao und Toast und englischer Orangenmarmelade... Keine nervigen Mails, keine Bewerbungen, keine Stress.

Morgen gehe ich (ggf. mit A.) mit Tim und seinem neuen Betthäschen in eine Bolshoi-Übertragung. Das Betthäschen interessiert mich nur mäßig: Zwei ihrer Vorgängerinnen waren cool, die andere Affäre, die noch läuft, eher was für den Kindergarten. Aber das Ballett soll wunderschön sein, sowohl die Musik als auch die Performanz. Ich bin gespannt!